Anstoß

Wir schmieden Ketten

„Wir schmieden Ketten.“ So lautet die Antwort eines Schmiedes, der in einem Gedicht Friedrich Rückerts gefragt wird, woran er denn arbeite. Das Poem erinnert daran, daß da einer, der selbst in Ketten gelegt ist, Fesseln für seine eigenen Leute herstellt – im Auftrag der napoleonischen Besatzer.

Ist das ferne Historie – oder ist es, wenn man das Metall wegläßt und das Ganze auf die Ketten im Kopf und das Brett vor demselben überträgt, nicht verdammt aktuell? Anscheinend ist es unser Schicksal als Menschen, immer zugleich schuldig-unschuldiger Täter und schuldig-unschuldiges Opfer zu sein.

Jesus Christus und die Handvoll wirklicher Heiliger der letzten zwei Jahrtausende heben sich deshalb so diametral von den 99,99 % Normalhominiden ab, weil sie in reiner Unschuld durch die menschliche Misere hindurchgingen, ohne Leid zu verursachen, ohne sich die Hände anders als in tätiger Hilfe schmutzig zu machen. (Nebenbei: Man messe daran Monsieur Mohammed – und begreife, daß seine Unzulänglichkeiten zur Mission verpflichten und befähigen.)

Auch die Großkopferten sind, selbst wenn sie wie Hitler und Stalin reihenweise Mordbefehle abzeichneten, Opfer ihres Narzissmus, ihrer Machtgier, ihrer Neurosen und Psychosen und nicht zuletzt ihrer Ideologien, die sie mal „Wissenschaft“, mal „Religion“ nennen. Aber vor allem geht es hier um die gewöhnliche Menschheit, um die grundsätzlich denkfähigen, eigenständig denkenden, zur gesellschaftlichen Mitwirkung, zu Protest und Widerstand bereiten Mitbürger – also um ein WIR, zu dem auch ich mich selbstkritisch rechnen muß.

Objekte der Meinungsmache oder Statisten?

Tun wir das und nur das, was für unser Land und Volk notwendig ist? Sind wir wirklich nur die Objekte und Opfer der Meinungsmache oder spielen wir allzu oft als Statisten im staatlichen Schmierenfilm mit, applaudieren, verschweigen unsere Empörung statt aufzuräumen und abzuräumen? Wie viele kritische Geister weichen aus ins Geflüster „unter drei“, womöglich im Ehebett – wie viele gehen hinaus in den ungeschützten öffentlichen Raum?

Natürlich werden in der bunten Republik der Riesenzwerge selbst der Selfie-Spaß auf der Reichstagstreppe und das fröhliche Geblubber einiger Blogger gegen einzelne frei verwählte Bundestagsjammergestalten umgefälscht zu Staatsstreichen und Majestätsverbrechen, aber wer wird ernsthaft erwarten, daß man mit solchen Happenings vorankommt? Es bleiben hübsche Arabesken.

Hätte unser Land nur eine Art Schnupfen, dann könnte man rufen „Wohl bekomm’s“ und zur Tagesordnung übergehen. Aber wir leben in einem Land, das erstens von Tag zu Tag unfreiheitlicher wird, das zweitens durch Vergreisung und Kinderlosigkeit der Deutschen einerseits und Zustrom kleiner Muslime andererseits, wenn nichts Einschneidendes geschieht, eine islamische Mehrheit bekommen wird, das drittens ohne eine radikale Reformation wirtschaftlich und technologisch zurückbleiben und verelenden wird, das viertens durch Verfall seines Bildungserbes und das Absterben seiner gebildeten Elite seine kulturelle Identität und sein geistiges Gedächtnis zu verlieren droht und das fünftens weiterhin sich unter das Joch atomar bewaffneter fremder Truppen beugt.

Begrenzte Bündnisse

Also ist es mehr als dringlich, daß sich alle positiven, dem Wohl und der Souveränität des deutschen Volkes verpflichteten Kräfte über alle Lagergrenzen hinweg verbinden: zunächst einmal zu Gespräch und Meinungsstreit über gemeinsam vertretbare Kompromisse und erste Schritte, um dann in begrenzten Bündnissen zu sehen, was möglich ist und was nicht. Einzelne Aktionen sind jetzt schon machbar – eine organisatorisch fest verbundene Einheitsaktion als historische Alternative ist ein richtiges, aber fernes Ziel.

Zum Weg dahin gehört auch, daß man im jeweiligen eigenen Bereich den Kampf aufnimmt gegen alle Spalter und Provokateure. Lebhafte Diskussion ist unerläßlich, aber die Ausgrenzung und Vernichtung der Andersdenkenden hat allenfalls etwas zu suchen in der Nebenwelt professoraler Eitelkeiten und Rechthaberei.

Wer mitten im großen Krieg private Bruderkriege anfängt, der desertiert von der gemeinsamen Aufgabe: zu überleben und zu siegen. Wer sich angesichts der drohenden Katastrophe darüber ereifert, daß sein Nebenmann im Rettungsboot ihm widerwärtig ist, der hat nichts begriffen und braucht eine robuste Nachhilfe. Wer rudert und wer nicht, das zählt in dieser Lage – und nicht zu welchem Verein jemand gehörte oder gehört.

Zur Erinnerung: Der desaströse Streit der Byzantiner für oder gegen ein Ikonenverbot war angesichts der Türkengefahr ebenso idiotisch wie die Privatkriege goldgieriger Kreuzfahrer gegen Ostrom. Man könnte aus der Geschichte lernen, wenn man nur will.

Lächerliche Gegner

Unsere Gegner sind lächerlich – machen wir sie noch lächerlicher. Statt alle Kraft darauf zu richten, nicht im Orkus der Splitterparteichen zu verschwinden, verkämpft  die FDP sich in teuren Briefkampagnen, bei denen dann, da er weiter im Telefonbuch steht, ein seit 30 Jahren toter Bürger gefragt wird: „Welchen Schritt gehen Sie, um einen echten Neustart 2021 zu wagen?“ Ja, wenn man das wüßte. „Negativ bekloppt“ sind auch die Meinungsdesigner der Gewerkschaftsbürokratie, die – als hätte Soros ihnen den Stift geführt – den Mitgliedern der IGBCE einen Taschenkalender zumuten, auf dem vorn ein großer islambärtiger brauner Forscher, eine kleinere negroide Handwerkerin, ein kleiner Brauner im Blaumann und ganz am Rand eine kleine weiße weißgekleidete Küchenhilfe zu sehen sind.

Unter der Parole „Gemeinschaft. Macht. Zukunft“ wird so die Umvolkung, die es ja in Wirklichkeit nicht gibt, graphisch verdeutlicht. Vielleicht hat auch jener nette Mensch uns bereits in eine bessere Welt verlassen, der unter dem Pseudonym „Deutschland verrecke“ am 21.11 2012 über Dresden twitterte „Die Stadt gehört wie der Rest des KZ-Wärterlandes BRD mit Patriots eingeäschert und es hätte nach dem Krieg überhaupt nicht mehr existieren dürfen“. Oder er wagt den Neustart 2021 in einem psychiatrischen Asyl. Jedenfalls: Sie werden nicht durchkommen, wenn wir sie nicht lassen.

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