Vor einiger Zeit fragte mich jemand: Ich dachte, du bist doch rechts, warum bist du denn für den Sozialstaat? Ob es sich um Parteien wie beispielsweise die AfD oder um sogenannten Libertäre handelt, Ansichten, die einem möglichst freien Markt und möglichst wenig Sozialstaat wohlwollend gegenüberstehen, sind bei sich als rechts einordnenden Menschen deutlich weiter verbreitet, als bei denen, die sich als die Linken, als die besseren Menschen sehen.
Grüne mit SUV ab in den Biomarkt
Durch die Zersplitterung unserer Gemeinschaften und Gesellschaften, sowie das Umpflügen unserer Herrschafts- und Rechtsordnung, unseres Verständnisses von gut und böse, von richtig und falsch, sind seit spätestens der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts lange gewachsene meist organische Strukturen zerstört worden. Die Nation, die Religionsgemeinschaft, das Dorf, die Stadt, die Region, ganz zu schweigen von Blutsbanden und ähnlichen gelten vielen seit langem nicht mehr als wirklicher Bezugspunkt.
So wie für den grün wählende Oberstudienrat, der mit dem SUV in den Biomarkt fährt, um möglichst regional zu kaufen, Region nur ein Schriftzug auf einem Produkt ist, so ist für den glatzköpfigen Springerstiefelträger, der mittlerweile wohl zu einer aussterbenden Art gehört, die Nation und die Abstammung eine Möglichkeit die eigenen Komplexe scheinbar zu kompensieren. Mit einem tiefen Verständnis für diese Dinge kann freilich keiner von beiden aufwarten.
Der Bezug zum Staat geht verloren
Eine solch oberflächliche Haltung zieht sich jedoch durch weite Teile unserer heutigen Gesellschaft. Damit ist nicht gesagt, dass tiefere Bedeutungen hinter gesellschaftlichen Ideen der breiten Masse unserer Vorfahren geläufig gewesen wären. Nur hatten diese Dinge eine ernsthafte Bedeutung, woraus ein Leben nach diesen Dingen und ein Befolgen ihrer Regeln über das bloße Nachspielen eines Theaterstücks hinaus folgte. Die derzeitigen Gesellschaften Westeuropas und Nordamerikas sind jedoch ethnisch, kulturell, wirtschaftlich und politisch gespalten, geradezu zerrüttet.
Eine solche uneinige Gesellschaftsordnung führt dazu, dass ihr viele die Unterstützung versagen. Kaum ein Befürworter einer auf den Nationalstaat mit Grenzen ausgerichteten Politik kann ernsthaft gerne Steuern für die Aufnahme und Beherbergung aller Welt in seinem Land zahlen. Ebenso wenig wird ein konservativer Traditionalist sein Steuergeld frohlockend in neulinke Projekte wie beispielsweise die Förderung von Transsexualität investiert sehen. Zudem bietet ein allzu gutmütiger Sozialstaat die Möglichkeit der sozialen Hängematte für all jene, die geschickt genug sind, um als arbeitsunfähig zu gelten. Dass auch ein solches Unterfangen nicht von jemandem bezahlt werden will, der hart für sein Geld arbeitet, versteht sich von selbst.
Würde der freie Markt funktionieren, …
Neben denen, mit der Ansicht die Früchte ihrer Arbeit nicht denjenigen in den Rachen werfen zu wollen, zu denen sie keinen Bezug empfinden, gibt es noch die, die unfähig zur Gesellschaft oder schlicht und einfach asozial sind. In gewisser Weise ist dies eine Extremform der oben genannten, da sie die Abgaben an andere vollends auf ihren eigenen unmittelbaren Vorteil ausrichten wollen. Durch Zurückweisung und fehlende gesellschaftliche Anerkennung Gedemütigte, wie MGTOWs (Men Going Their Own Way) und viele andere, die dem gemeinschaftlichen Bodensatz angehören, glauben nun ultimativ ihren eigenen individuellen Weg gehen zu können, wenn sie irgendwas zwischen anarcholibertär und Nachtwächterstaat gutheißen.
… hätte McDonalds das beste Essen
Wer der Ansicht ist, dass der freie Markt alles regelt und damit das Beste am erfolgreichsten ist, müsste mindestens in übersteigerter Form auch der Annahme zustimmen, dass McDonalds das beste Essen hat. Schließlich erfordert der freie Markt nicht zwingenderweise das ein zu verkaufendes Ding besonders gut ist, sondern dass es besonders gut verkauft wird. Sicher wird seit dem zweiten Weltkrieg in absehbarer Zeit keine rechte Partei mit Abstammung und Volksgemeinschaft Wahlen gewinnen, was dazu führt, dass wirtschaftsliberale Positionen in solchen Parteien verstärkt anzutreffen sind und nur wenig Gegenwind erhalten.
Doch beinhaltet der Marktliberalismus einen Individualismus. Es gilt die Bedürfnisse des Marktes, nicht der Nation oder des Volkes zu befriedigen. Das Individuum ist der Konsument und der Produzent. Gibt es zu wenige von dem einen oder dem anderen, kann mit dem Import neuer Massen Abhilfe geschaffen werden. Der Profit steht über allem. Ob die Gesundheit des Volkes oder die Natur der Heimat darunter leiden, ist egal.
Die niedersten Triebe des Menschen werden angesprochen, Sex sells. Doch eine rechte Position, die über bloße Oberflächlichkeiten eines Youtube-Sternchens hinausgehen, das den Sprung von der rechten Influencerin zur Festangestellten bei Pro7 nicht geschafft hat, können nicht allzu sehr Götzen des freien Marktes huldigen. Zu sehr ist der freie Markt ein asozialer Markt, weil er jedes Volk verleugnet und nur Individuen kennt.
(Bild: Marktplatz in Breslau, Pixabay)
1 Kommentar zu “Die Rechte und der Wirtschaftsliberalismus”