In den letzten Jahrzehnten kam Kritik an den Medien eher von links. Das Hauptargument lautete dabei stets: Der ökonomische Druck verhindere die Unabhängigkeit und freie Entfaltung der Journalisten. Würde das stimmen, hätten wir längst Zeugen eines medialen Rechtsruckes sein müssen.
Dafür gibt es jedoch noch nicht einmal die geringsten Anhaltspunkte. Vielmehr scheint es so, daß die Medienhäuser unbeirrbar bis zum Ende ihrer Sackgasse weiterlaufen, ohne an eine Kurskorrektur auch nur zu denken.
Unsere Recherchen zeigen: Alle Bemühungen, den eklatanten Rückgang von Auflagen und Einschaltquoten durch neue Bezahlmodelle im Internet wettzumachen, waren bisher wenig erfolgreich. Die Medien leiden unter der Inflation kostenloser Informationen. Statt für diese marktwirtschaftliche Herausforderung Lösungsstrategien zu erarbeiten, hoffen sie allerdings auf einen Rettungsschirm des Staates.
Bis vor kurzem war die Subventionierung von Zeitungen unvorstellbar. Die Medien sollen schließlich in einer Demokratie vierte Gewalt sein. Wer könnte daher auf die Idee kommen, sie von staatlichen Fördermitteln abhängig zu machen?
Max Weber war diese Gefahr einer Verschmelzung des politisch-medialen Komplexes schon vor über 100 Jahren bewußt. Journalisten seien lediglich „bezahlte Berufspolitiker“, spitzte er zu und warnte vor einer Verbeamtung der Lohnschreiber.
Der gerade ablaufende „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ (Jürgen Habermas) könnte indes genau das hervorbringen: Wenn sich Medien nicht mehr selbständig über Wasser halten können, sie aber gebraucht werden, um Regierungsjournalismus zu betreiben, ist es leider naheliegend, daß sie in die Einflußsphäre des Staates geraten.
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(Bild: Pixabay)
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