Schneeturm über Helgoland. Die Stimmung gleicht einem Weltuntergang. Eine Evakuierung ist ausweglos. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Bewohner von der Außenwelt abgeschnitten sind.
Unter ihnen ist die junge Linda (Jasna Fritzi Bauer). Als ob das Wetter nicht schon schlimm genug wäre, belästigt sie noch ein extrem angsteinflößender Kerl aus ihrer Vergangenheit. Zu allem Überfluss findet sie am Strand eine Leiche.
Rechtsmediziner Paul Herzfeld (Moritz Bleibtreu) geht es in Berlin nicht besser. Der Sturm hat auch die Stadt erfasst. Hinzukommen eine Anklage wegen Körperverletzung und ein mehr als ungeeigneter Praktikant. Als er mit der Obduktion einer Leiche beschäftigt ist, findet er in ihrem Kopf eine Kapsel.
Darin steckt ein Zettel mit der Nummer seiner Tochter Hannah, die kurz vor ihrem Abitur steht. Hannah kennt er kaum und jeder Versuch, das zu ändern, wird von ihr gnadenlos abgeblockt. Als Herzfeld ihre Nummer wählt, erfährt er, dass sie von einem Mann namens Erik entführt wurde. Informiert der Vater die Polizei, wird er seine Tochter nie wieder sehen.
Als Linda neben der Leiche steht, klingelt wenig später das Handy des Toten am Strand. Linda nimmt ab und spricht mit Herzfeld. So beginnt die neuste Verfilmung der Bücher von Sebastian Fitzek. Eine Handlung, die vielversprechend klingt. Zwei Hauptdarsteller, die bereits mehrfach überzeugten. Die Grundlagen für einen spannenden Thriller sind gelegt.
Der Film beginnt langsam. Es bleibt also viel Zeit für subtile Bilder. Es bleibt viel Zeit für eine feine Zeichnung der Figuren und ihrer Beziehung zueinander. Genau diese Zeit nimmt sich der Film jedoch nicht.
Wie bei Mario Barth
Es folgen plumpe Dialoge, die Fakten „herunterrattern“ oder wirken wie aus dem neusten Programm von Mario Barth. Auch einen guten Schnittmeister oder Kameramann hat man offenbar nicht auftreiben können. Insgesamt wirk das Ganze zu Beginn wie ein billiger Abklatsch aus „Saw“ und Stieg Larsson, garniert mit einer gehörigen Portion von Til Schweiger. Ich selbst bin mehrfach in Versuchung den Saal kopfschüttelnd zu verlassen. Es ist allein die Hoffnung auf Besserung, die mich durchhalten lässt.
Tatsächlich tritt sie ein. Nach ungefähr der Hälfte des Films fügen sich langsam die einzelnen Handlungsstränge zu einem Puzzle zusammen. Es kommt zu einer immer schneller werdenden perversen Schnitzeljagd, die mit überraschenden Wendungen überzeugen kann. Tatsächlich schimmert auch ein Hauch Gesellschaftskritik durch. Nun gut, „schimmern“ ist das falsche Wort. Sie wirkt wie ein Zehntklässler, der ein Referat zum Thema Vergewaltigung halten muss, dass er zehn Minuten vor Unterrichtsbeginn zusammengezimmert hat.
„Abgeschnitten“ ist eine Verfilmung, die vielleicht eingefleischte Fitzek-Leser zu überzeugen vermag. Der nicht eingeweihte Zuschauer kann sich das Geld für die Eintrittskarte jedoch guten Gewissens sparen.
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