Anstoß

Jetzt geht es auch in Europa um den Sieg

Die Kindertage des patriotischen Widerstandes sind vorüber. Mit Trumps Wahl zum 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten beginnt die Zeit des Ernstes.

So sieht also ein Sieg aus. Denn ein Sieg ist es wohl gewesen, zumindest ein Abwehrsieg. Was Hillary Clinton im Weißen Haus tatsächlich angerichtet hätte, werden wir nun nicht erfahren. Ob sie den freien Raum in englischer Sprache, der auch und gerade für das von Volksverhetzungsparagraphen geknebelte Europa das letzte Refugium freien und klaren Denkens ist, durch Gesetze gegen „Hasssprache“ zerschlagen hätte? War ihr Wahnsinnsplan einer Flugverbotszone im Einsatzgebiet russischer Jagdbomber in Syrien tatsächlich mehr als der Versuch sich als starke Frau zu inszenieren, die es mit Obermacho Wladimir Putin aufnimmt? Ich für meinen Teil kann sehr gut darauf verzichten das herauszufinden.

Ein Sieg, kein gutes Ergebnis

Es ist ein Sieg, kein Erfolg und auch kein „gutes Wahlergebnis“. Sieg oder Niederlage, das sind Kategorien, in denen wir gar nicht zu denken gewöhnt sind. Jeder, der gegen das globalistische Establishment ankämpft, hat sich daran gewöhnt, dass es für nationale Parteien und Kandidaten zwar gute Wahlergebnisse geben kann, aber keinen Sieg. 10, 20 oder 30 Prozent, je nach Erwartung zählt das als gutes Wahlergebnis. Am Wahlabend klopft man sich dann auf die Schulter in der Gewissheit, dass man Fortschritte macht. Doch worüber wird hier entschieden, außer über den Anteil nationaler Kräfte in Parlamenten, in denen sie nicht einen Antrag durchbringen werden?

Freilich, es gibt jetzt Abgeordnetenmandate, Staatsmittel, Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter. Man baut Strukturen auf. Eines Tages, ja dann … Darüber ist das Denken in den Alternativen von Sieg und Niederlage verlorengegangen. Dass jemand, der gegen das Establishment antrat, keine Wahl gewinnen könne, das stand sowieso fest. Regieren würden die anderen. Die Wirklichkeit, das waren die anderen. Man selbst stellte nur die Hoffnung auf andere Zeiten dar.

Eine andere Politik ist möglich

Das hat sich dieses Jahr verändert. Zunächst kam das Brexit-Referendum und jetzt die Wahl Trumps. Auf einmal verfolgt man Prognosen und Stimmenauszählungen und starrt auf die magische 50 Prozent Marke. Es geht nicht mehr darum, ob nun 19,3 oder 21,5 Prozent erreicht werden. Über 50 Prozent, das kann auf einmal eine andere Politik bedeuten. Mit Trump wurde das noch deutlicher als durch den Brexit.

Die Briten haben doch vor allem ihrem Establishment einmal in die Suppe gespuckt. Der Zorn über die bereits groteske Überfremdung der britischen Insel, deren Symbol die grausige Farce um das jahrzehntelange Treiben pakistanischer Vergewaltigerbanden in Rotherham und anderen Städten Mittelenglands ist, entlud sich auf die Brüsseler Bürokratie. Ansonsten blieb noch alles beim Alten. Das Establishment ist in seinen Machtpositionen nicht angetastet. UKIP ist weiterhin der Außenseiter des Systems und alle Briten, die mit dem Kurs ihres Landes nicht einverstanden sind, stellen weiterhin nur eine Alternative dar.

Jetzt müssen wir die Wirklichkeit gestalten

Trump – das ist wirklich ein Wechsel. Das mit ihm ein Patriot und kein Globalist die Regierung des mächtigsten Staates der westlichen Welt führen wird, ist nur die Spitze des Eisberges. Wer glaubt, es gehe hier nur um die Präsidentschaft dieses Mannes, der hat die Tragweite des Ereignisses nicht begriffen. Antiglobalismus, Kampf gegen Multikulti, für nationale Souveränität und Identität, das alles ist aus den Onlineforen und alternativen Medien, aus den Aktivistengruppen und Kleinparteien auf die Bühne der großen Politik gerutscht. Leute, die bisher machtlos waren, nur ihren Unmut herausschreien konnten, sind an dem Punkt angelangt, an dem sie die Wirklichkeit nicht mehr kritisieren, sondern gestalten müssen.

Das verändert die Perspektiven, die der anderen und auch die eigenen. Man steht nicht mehr außerhalb der Wirklichkeit, man stellt sie selber dar. Das gilt nicht nur für Politiker, sondern auch für Journalisten, Denker, Aktivisten und alle, die sich in irgendeiner Weise engagieren. An die Stelle unverbindlicher Kritiken tritt die harte Alternative von Erfolg und Scheitern. Zu den erheiterndsten Momenten des letzten Jahres gehörten jene, in denen Vertreter des Establishments sich das Scheitern ihrer eigenen Sache eingestehen mussten. Es war ein Geiervergnügen dem zuzusehen.

Es kommt die Stunde der Wahrheit

Wir waren dabei sicher. Uns konnte niemand was, wir kritisierten ja die bestehenden Verhältnisse und wenn alles schiefging, nun umso besser konnten wir uns im Recht fühlen. Haben wir je daran gedacht, dass wir einmal das Establishment werden könnten und dann unsere Ideen auf dem Prüfstand stünden? Das könnte schneller geschehen, als man glauben möchte. Jetzt ist es Trump in den Vereinigten Staaten, bald könnten es Le Pen in Frankreich und Hofer in Österreich sein. Auch in Deutschland kann der Wechsel nun schneller kommen als erwartet.

Mit dem Wechsel wird die Verantwortung kommen, auch für die, die nicht an den Schalthebeln der Macht sitzen, die nur unterstützen. Für uns alle kommt die Stunde der Wahrheit. Es kann sich herausstellen, das unsere Kritik all die Jahre an den Tatsachen vorbeiging und alle Pläne an der Wirklichkeit zerschellen. Es kann sein, dass die Politiker, die unsere Sache führen, tatsächlich so unfähig sind, wie sie von den Mainstreammedien gescholten werden. Trump ist hier der erste und wahrscheinlich bereits der entscheidende Testfall.

Es ist aber auch endlich möglich zu gestalten, neue Wege einzuschlagen, zu siegen. Es gibt keine Garantie, dass es gutgeht, aber wir verrecken zumindest nicht im Rinnstein der Bedeutungslosigkeit. Dieses Bewusstsein taucht dieses Wahlergebnis in einem fremden Land auf einem anderen Kontinent in ein seltsames, gleichzeitig hoffnungsvolles und melancholisches Licht. Es ist ein Abschied von einer Zeit, die in gewisser Weise einfacher war, als die, die nun auf uns zukommt. Wir waren einfach dagegen, ganz und gar dagegen. Wofür sind wir jetzt? Dafür? Dafür.

(Bild: Donald Trump, von: Gage Skidmore, flickr, CC BY-SA 2.0)

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