Anstoß

Kanzler-Casting

Die BILD meint: „Merkel bringt die CDU in Lebensgefahr!“ Klar, daß sich da allerhand Ärzte mit Diagnosen und möglichen Behandlungsmethoden zu Wort melden. Der meinungsstarke Dresdner Politikprofessor Werner Patzelt z.B. erklärt: „AKK ist daran gescheitert, den notwendigen richtungspolitischen Streit in der CDU einer Entscheidung näherzubringen.“

AKK, das ist Annegret Kramp-Karrenbauer, die gerade angekündigt hat, nicht in das Rennen der Kanlzerkandidatur, also die Merkel-Nachfolge, einzusteigen. Zudem wolle sie den CDU-Vorsitz niederlegen, sobald sich ihre Partei auf eine Integrationsfigur geeinigt habe.

Diese stehe vor der Aufgabe, zu entscheiden, in welche Richtung der Tanker CDU schippern sollte, meint Patzelt:

„Die einen in der CDU sind nämlich der Ansicht, der Kurs der langjährigen Vorsitzenden und Kanzlerin Merkel sei ein Erfolgskurs oder immerhin alternativlos: Gleichsetzen von Euro-Interessen mit deutschen Interessen, Energiewende, Hinnahme selbstermächtigter Einwanderung, Trennstrich zu allen Nicht-Linken und Nicht-Mittigen. Andere in der CDU meinen, dass eben diese Politik die Entstehung und Machtverfestigung der AfD ermöglicht habe. Also muss sich die CDU entscheiden, den Merkel-Kurs entweder fortzusetzen oder zu verändern. Sich nicht ausdrücklich zu entscheiden, heißt nur: die Dinge treiben zu lassen. Das aber ist die schlechteste Amtsführung, die sich vorstellen lässt.“

Eine eindeutige Personalempfehlung gab Patzelt bisher noch nicht ab. Es dürfte aber klar sein, daß er Friedrich Merz favorisiert. Der Historiker Paul Nolte sieht in Merz indes einen „Zombie“. Er macht sich deshalb für Armin Laschet stark.

Thomas Rietzschel erklärt dagegen auf der Achse des Guten, daß der Ausgang der Casting-Show in der CDU sekundär sei. Denn alle Kandidaten kämen „aus Sonderschulen, die sie dazu erzogen haben, vor sich hin zu regieren, als ob die Podien ihrer Parteitage die Bretter der Welt bedeuten würden“.

„Merz, Laschet oder Spahn? Was spielt das noch für eine Rolle! Wer immer das Rennen am Ende macht, er bleibt machtlos gefangen im Betrieb der politischen Lemuren. Für Experten, wie sie das Land bräuchte, um für die Zukunft gerüstet zu sein, ist unter den Amateuren kein Platz. Was fehlt, sind kluge Köpfe, die wissen, was zu tun ist, weil sie noch mit beiden Beinen im Leben stehen. Dass sie unter „den Menschen draußen im Land“, unter bald 83 Millionen Deutschen, nicht zu finden seien, ist eine Schutzbehauptung, mit der jene das Volk einlullen wollen, die um ihre Pfründe fürchten. Eine Demokratie aber, deren Repräsentanten auf dem Bestehenden beharren, ist nicht mehr und nicht weniger als politisches Schmierentheater.“

(Bild: Werner Patzelt, Mehr Demokratie, flickr, CC BY-SA 2.0)

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