Seit der Echo-Verleihung sind sie in aller Munde: Die beiden Rapper Kollegah und Farid Bang. Doch wieso eigentlich?
Ihnen wurde der Echo in der Kategorie Hip Hop/Urban national verliehen. So weit, so unspektakulär. Der Preis, der lediglich für kommerziellen Erfolg, nicht für künstlerische Leistung verliehen wird, kann theoretisch jeden treffen. Vor ein paar Jahren erhitzten sich die Gemüter an Südtirolern, die über ihre Heimat singen. Diesmal waren es eben zwei Rapper mit fragwürdigen Texten.
„Körper definierter als von Auschwitzinsassen“ war die Textstelle, die derart hohe Wellen schlug. Sicher: Der Inhalt ist indiskutabel, geschmacklos und jedem, der so abgestumpft ist, sich hieran nicht anzustoßen, kann man nur sein herzliches Beileid aussprechen. Doch ist nicht genau dies intendiert? Natürlich. Und ist es die erste derartige Textzeile der beiden? Keineswegs.
Jüdische Kinder werden von Moslems auf dem Pausenhof bespuckt
Bereits 2009, in dem Lied „Banger und Boss“ verkünden die beiden: „Ey, ich komm‘ in dein Wohlstandsviertel mit dem Wagen voll Rauschgift Und ein Monat nachdem die letzte Ladung verkauft ist Gleicht die Gegend zunehmend afrikanischen Townships Oder Lagern in Auschwitz.“ Genauso geschmacklos, genauso abartig ist diese Textzeile. Wer öfter Kollegah hört, wird außerdem diverse Anspielungen finden, die mit antisemitischen Klischees spielen.
Das ist aber auch keine Erfindung von dem Mann, der sich selbst hauptsächlich „Boss“ nennt und nennen lässt. Man kann all dies zurecht ablehnen, es ist und bleibt jedoch nur ein Symptom. Das Problem Antisemitismus ist viel größer, viel greifbarer als die Ansammlung von Millionären im Echo-Publikum und der Millionär, der sie mit seinem Schulreferat aufwiegelte, wahrhaben wollen.
Jüdische Kinder werden von Muslimen bespuckt, verprügelt und beleidigt und das nicht nur in Berlin. Es ist ein echtes gesellschaftliches Problem, ein Symptom der von eben diesen moralisch so hochwertigen Künstlern so innig – weil nicht mit den Folgen konfrontiert – geliebten multikulturellen Gesellschaft. Die größtenteils von muslimischen Migranten bestimmte Gangsterrap-Szene bildet hier beileibe keine Ausnahme.
Angebot für bestehende Nachfrage
Kollegah und Farid Bang sind somit keine Täter, sie schaffen ein Angebot für eine bestehende Nachfrage. Kollegah ist mit seiner handzahmen Israelkritik noch deren freundlichstes Gesicht. Sein wachweicher, sogenannter „Antizionismus“ ist außerdem in der edlen Gesellschaft, die ihn so scharf geißelt, weit verbreitet. In Deutschland ist er vor allem bei den linken Parteien beheimatet. Je weiter man nach links schaut, desto weniger subtil tritt er zutage und mündet in Aussagen wie der von der Bundestagsabgeordneten der Linken, Annette Groth: „Stellvertretend für alle Juden vergiften heute die Israelis gleich das ganze Mittelmeer.“
Würde man im Echo-Publikum eine Sonntagsfrage machen, wäre es wie überall, wo sich Kulturschaffende versammeln, egal ob in Deutschland oder Amerika: Linke Parteien hätten traumhafte Mehrheiten. Die Empörung der Künstler und des Feuilleton ist geheuchelt. Jeder, der dieses Genre auch nur ansatzweise kennt, weiß, wieso es auch „Assi-Rap“ genannt wird.
Kritik von Gutmenschen
Antisemitismus, Homophobie und Frauenfeindlichkeit, das sei die Grenze, wenn man Campinos beim Echo vorgetragenen Notizen folgt. Kollegah, Farid Bang und diverse andere Prollrapper wären von jetzt auf gleich arbeitslos. Das weiß der brav klatschende, domestizierte Lynchmob im Saal. Ihr Moralismus, der sich im „Refugees welcome“-Symbolismus erschöpft, ignoriert die tatsächlichen Probleme.
Der Kanzlerin liebster Rebell Campino, dessen größte Kunst es ist, seine Regimetreue derart rebellisch und unangepasst rüberzubringen, wusste diesen jedoch zu instrumentalisieren. Er war der große Held des Abends, nicht nur, weil er derart rührselig naiv und zittrig dem Battlerap zwar seine künstlerische Freiheit zugestand, jedoch nur, wenn er nicht frauenfeindlich, homophob oder antisemitisch sei, da höre der Spaß auf. Den vorher praktisch eingeplanten, stehenden Applaus für seinen Gratismut nahm er dankend an.
Gratismut und Gratistoleranz
Eine derart schwachsinnige Forderung muss unter einer so realitätsfernen Zuhörerschaft natürlich Zustimmung finden. Kollegah hätte in seiner Rede auch fordern können, dass nur noch echte Punks die Hosen hören dürfen und es sämtlichen Bausparern mit St. Pauli-Fahne im Schrebergarten ab sofort staatlich untersagt ist. Das hätte jedenfalls mit absoluter Sicherheit zur Folge, dass Campino nie wieder vor einem Echo-Publikum sprechen würde. Absurder wäre diese Forderung auch nicht.
Dem arrivierten Campino und der Berliner Hautevolee tatsächlich inhaltliche Forderungen zu unterstellen, wäre doch deutlich zu hoch gegriffen. Ob es ein paar asoziale Rapper sind, die patriotische Band Frei.Wild oder sonst jemand, ist diesen Leuten eigentlich völlig egal, solange es der Fetischisierung der eigenen moralischen Überlegenheit dient. Die lässt sich nunmal am besten an einem Negativ darstellen.
Das Gleiche ist es beim Anti-AfD-Protest. Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Etwas Gratismut und Gratistoleranz und vor allem Gratispresse stehen doch jedem C- bis Y-Promi ganz gut.
Tatsächliche Probleme und reale Lösungen sind hier nicht nur nicht gefordert, sie sind unerwünscht. Lieber schwurbelt man nebulös von den, einen Orwellschen Klang mitführenden, immer gleichen Floskeln „Toleranz, Respekt, Vielfalt, Mut“. Am meisten sagt dies sicher über die Gesellschaft aus, die diese Leute als Teil ihrer Eliten betrachtet.
(Bild: Selfmade Records, CC BY-SA 2.0)
5 Kommentare zu “Kollegah und Farid Bang: Weder Opfer noch Täter”