Wie gehen eigentlich Polizisten mit der Kulturbereicherung um? Die Frage hört man immer wieder, nicht selten gefolgt von wilden Spekulationen.
„Im Grunde sind die alle auf unserer Seite, die sehen doch jeden Tag, wie es läuft.“
„Ne, Bullen sind Systemschergen, immer, die sind doch noch nicht einmal aufs Volk vereidigt, wie die Soldaten.“
Der Zufall bot mir kürzlich einen eher belustigenden Einblick in den tatsächlichen Umgang unserer Polizei mit den ungebetenen Gästen. Ich stand am Bahnschalter in der Warteschlange. Vor mir eine Schwarze mit kurzer Stoppelfrisur und einer riesigen Handtasche, vor ihr ein junger Polizist. Die beiden gingen zusammen zum Schalter. Mein erster Gedanke war: „Das ist also seine Freundin. Okay.“
Polizei als Begleitservice
Sehr schnell wurde aber offensichtlich, daß er als Begleitservice eingesetzt worden war, um der Dame eine Fahrkarte zu kaufen und sie in einen Zug zu verfrachten. Ziel: Paris. Nun ist die Stadt an der Seine sicher immer noch wunderschön, nur leider gab es Probleme mit den Reisekosten.
Bahnangestellter: „Sie fahren bis Saarbrücken, steigen um in den TGV bis Paris. Macht 79 Euro. Polizist: „Geht das nicht billiger?“
Nach einigem Hin und Her, schließlich die Frage: „Was ist der nächste Bahnhof in Frankreich?“
Bahnangestellter: „Metz.“
Polizist: „Kann sie dann von dort ins französische Netz einsteigen?“
Bahnangestellter: „Ja.“
Polizist: „Gut, geben Sie ihr eine Karte nach Metz“
Zu der Schwarzen gewandt: „Give your money.“
Und weg waren die beiden mit der Fahrkarte.
Ein Gespräch unter Kollegen
Kurz darauf stand ich am Bahnsteig und neben mir stand der Polizist, diesmal im Gespräch mit einem Kollegen.
Kollege: „Du hast die jetzt einfach in einen Zug nach Metz gesetzt?“
Polizist: „Ja, von hier nach Paris mit dem TGV reichte das Geld nicht, in Metz kann sie sich dann selbst einen Zug besorgen.“
Kollege: „Aber ist das dann billiger? Sie hat doch jetzt schon 29 Euro bis Metz ausgegeben und von Metz nach Paris, das sind doch sicher noch einmal 60 Euro.“
Polizist: „Also mir hat man gesagt, daß sie nur 50 Euro hat.“
Kollege: „Ja, aber ist das von Metz denn billiger?“
Polizist: „So kommt sie erst mal nach Frankreich und kann sich dann dort einen Zug suchen.“
Kollege: „Kommt die da überhaupt hin? Das ist zwei Mal umsteigen.“
Polizist: „Wäre es auch so gewesen, in Saarbrücken zum TGV.“
Kollege: „Der ist aber einfacher zu finden, als irgendsoein Bummelzug.“
Polizist: „Ich sag ja, wenn sie dann in Frankreich ist, kann sie ins französische Netz einsteigen.“
Kollege: „Wenn sie das denn hinbekommt … Ich geh jetzt zum Chinesen Mittagessen, willst du auch chinesisch essen?“
Wie schön, daß es Grenzen gibt
Die Dame befindet sich nun (hoffentlich) auf der anderen Seite der Grenze. Im Zuständigkeitsbereich der französischen Kollegen. Wie schön, daß es Grenzen gibt. Auch und gerade in Europa!
(Bild: Pixabay)
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