Gesichtet

Renten-Debatte: Erst das Alter befähigt zur Führung

Wir haben bereits vier Notizen zur Renten-Debatte veröffentlicht. Nun geht es weiter:

5. Alternative, konservative Politik sollte einen ganzheitlichen Ansatz verfolgen. In der ersten Phase des Lebens steht das Lernen im Mittelpunkt, in der zweiten das Verrichten und in der dritten das Lehren. Aus diesem Grund kommen ältere Menschen insbesondere für Führungs- und Bildungsaufgaben in Betracht.

Stringent ausgearbeitet hat das der Philosoph Plutarch bereits in der Antike. Er betont, das Alter „mag uns zwar Kraft entziehen für Dienste, die körperliche Kräfte verlangen, dafür erhöht es unsere Führungsqualitäten“. Es bringe deshalb „viel Unehre für einen Älteren“, wenn er sich auf „untätiges, energieloses und faules Herumsitzen“ beschränke.

Mit ihrer Besonnenheit, Erfahrung und ihrem Netzwerk wären die Älteren prädestiniert für die Politik. Sie könnten am besten die Gesellschaft zusammenhalten und den Frieden bewahren. Die Jüngeren neigten dagegen zu Übermut und sollten sich daher lieber zunächst mit handfesten Tätigkeiten in der Wirtschaft beweisen.

Die Richtigkeit dieser Argumentation läßt sich bis heute nachverfolgen. Für die AfD war es Gold wert, daß sich Alexander Gauland nicht mit 65 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat. Plutarch meinte auch, daß die „öffentliche Tätigkeit“ die „schönsten und größten Freuden“ bereite.

Für diejenigen, die sich im harten, politischen Wettstreit verzetteln, mag das nicht gelten. Doch das Alter bringt Gelassenheit, die nötig ist, um hier bestehen zu können. Staaten in Krisensituationen wünschten sich deshalb ältere Männer, die „die Führung des Staates übernehmen“, ergänzt Plutarch.

Er spricht auch an, warum es trotzdem Bedenken gegen das Arbeiten im Alter gibt. Dies liege an einer Verwechslung von Alter und Krankheit. Es ist natürlich richtig, die Kranken, die nicht (mehr) arbeiten können, zu unterstützen und sich ihnen gegenüber solidarisch zu zeigen. In einer überalterten Gesellschaft wie der deutschen gelingt das aber am besten, wenn den gesunden Alten eine ihnen angemessene Rolle zugewiesen wird.

Dieser Gedanke findet sich ebenfalls bereits bei Plutarch. Er schreibt, die Älteren „könnten in einem leichteren Bereich bleiben, was auch einen würdigeren Eindruck macht. Und da schließlich das Reden und Handeln bis zum Ende den Menschen von Natur aus noch mehr zu eigen ist als den Schwänen das Singen – da dürfen wir doch unsere Aktivität nicht einfach aufgeben, als wäre sie eine straff gespannte Leier, die wir nun abspannen und beiseite stellen.“

(Bild: Plutarch, Odysses, Wikipedia, CC BY-SA 3.0)

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