Das deutsche Volk und ein Großteil des europäischen Westens sind degeneriert. Dass eine solche Behauptung zwar bei einigen Meinungspolizisten ein rotes Alarmleuchtchen zum Blinken bringt, tut der Wahrheit keinen Abbruch.
In jedem Land der Welt gibt es das „Schlechte“, das Schwache, das moralisch Verwerfliche. Kriminalität, Dummheit, Feigheit, Sünde, Verfettung und Degeneration. In manchen Ländern mehr, in manchen weniger. Das ist allerdings von untergeordneter Rolle, da es sich meist im Verborgenen abspielt, niemand offen über seinen Malus und seine Nicht-Leistungen spricht, sie und sich verbirgt, sich schämt. Das Gefühl der Scham auf Seiten der Schlechten, wie auch die Bestrafung und Kritik auf Seiten der Gesellschaft gegenüber den Negativabweichungen der Norm, ist existent und trennt beide Welten voneinander ab.
Der Sprung ins 21. Jahrhundert
Im Westen entspricht diese Erkenntnis allerdings nicht mehr dem Status quo, sondern dem gestrigen Zustand in unseren Ländern. Wir sind schon längst über den rein existenziellen Status des „Schlechten“ hinaus. Stattdessen hat eine neue und nicht minder gefährliche Verschiebung stattgefunden. Es wird alles toleriert. „Wir tolerieren uns zu Tode“, nicht nur bezüglich der Masseneinwanderung, sondern auch gegenüber den Wald-und-Wiesen-Abweichungen. „Es ist schon okay“ oder „Alles ist gut“ ist seit einigen Jahren zur neuen Standardplapperei avanciert.
„Ich habe meinen Mann betrogen, meine Kinder verlassen, gehe jedes Wochenende in die Diskothek und übe aus Gründen der Selbstverwirklichung in vertikal- und horizontal-rhythmischen Bewegungen“, so die Aussagen einer modernen Frau, würde sie sich halbwegs gewählt ausdrücken. Die Reaktion: „Schon okay …“
Auch die Herren der Schöpfung machen eine schlechte Figur, suchen sich die Selbstbestätigung im Konsum, in der Bindungslosigkeit, in fragwürdigen Eroberungen, ohne auch nur in der Lage zu sein, einen Nagel gerade in die Wand zu schlagen oder sich intellektuell zumindest im Geringsten voranzubringen. Dazu der manisch-zerstörerische Selbsthass, der unter der Oberfläche gärt und kein Ventil findet, außer der Anbetung neuer Götzen: falscher Freiheit, Hemmungslosigkeit, Drogen, Dummheit, Coolness und zugleich devoter Schwäche. „Aber das bist eben du!“, so die bleiche Reaktion der anderen. Derartige Charaktereigenschaften stoßen nicht mehr auf Kritik, sondern auf schweigende Toleranz – mit einem Rest der Missbilligung.
Mittelsmänner
Der Grad der Missbilligung sinkt. Man will „leben lassen“ und jeder soll nach „seiner Facon selig werden“, so die Antwort eines falsch verstandenen Liberalismus. Dadurch gärt es – das „Böse“ gewinnt an Macht. Von einfacher Unhöflichkeit bis hin zu psychopathologischen Symptomen wie Transsexualität oder Pädophilie ist alles mit dabei. Deren Vertreter steigen im medialen Zeitalter rasant auf.
Sind sie als bloße Abweichung vom Durchschnitt selbst für abgeneigte Personen von Interesse. Das steigert sich bis zum Autounfall, bei dem man eigentlich nicht hinsehen wollte. Die Massenmaschinerie der Unterhaltung brummt und es werden „schlechte Helden“ produziert. Die amorphe Masse verfestigt sich, sie tritt in Talentshows, der Politik, den Medien, der Kultur und sogar in der eigenen Gemeinschaft auf. Das „enfant terrible“ wird in den höheren Rang erhoben. Und jeder darf und muss – wie von Zauberhand gebannt – ihm bei seinem Terrorregime zuschauen. Nennen wir diese Personen so neutral wie möglich: Der unmoralische Mittelsmann.
Adoration
Anhand dieses populär-charakterlichen Zwischenschrittes eröffnet sich eine neue Tür im langen Treppenhaus des Abstieges. All das „Schlechte“ wird nicht mehr akzeptiert sondern propagiert. Die stumpfe und faule Masse, stets auf der Suche nach dem Weg des geringsten Widerstandes, fühlt sich bestätigt und will solche Leute sehen. „Hast du schon gehört, Superstar Jude Law hat seine Frau mit dem Kindermädchen betrogen“ – „Schaut her, Feine Sahne Sänger hat eine noch fettere Wampe als ich“ – „Ganz Hollywood nimmt Drogen und die sind trotzdem erfolgreich“.
Der letzte Schritt ist die Anerkennung des Suizids, wie sie immer häufiger stattfindet. Robin Williams hat sich umgebracht, das kann man schon verstehen. Chester Bennington hatte Depressionen, dann kann man sich schon einmal verabschieden. Die neugierigen Menschen picken sich die schlechten Eigenschaften eines reichhaltigen Fundus der Öffentlichkeit heraus und setzen sie in ihr eigenes System. Das geht von „Wenn der Mittelsmann kokst, kann ich schließlich auch Kiffen“, bis hin zu „Die Mittelsfrau hat mit dutzenden Männern geschlafen, dann kann ein Seitensprung nicht so schlimm sein“.
Gleichzeitig bewundert man die Normbrecher, die ja selten Reue zeigen und von der Öffentlichkeit in ihrem Fehlverhalten bestätigt werden. Die unmoralischen Mittelsmänner produzieren geistig-kulturelle Ableger in allen westlichen Gesellschaften. Die Abgrenzungsreaktion der breiten Gesellschaft bleibt aus, verschiebt sich gar. Toleranz wird zu Akzeptanz und schließlich zur Anerkennung des Schlechten.
Euphorie
Aus dem „Schon okay, dass du so bist“ wird ein „Es ist gut, dass du so bist“, dicht gefolgt von einem „Ich will auch so sein“. Das nächste Siegel des Abgesangs wurde durchbrochen. Die musikalische Begleitung des Niedergangs wird von warm flüsternden „okays“ und dem wohl schlimmsten Wort der Moderne, dem „man“ begleitet. „Man kann so leben“ – „man muss da mal was machen“ – „man kann es so machen, wie man will“.
Man ist okay, wodurch das okay wiederum als Platzhalter für die ungeschönte Degeneration der westlichen Kultur – wohlgemerkt nicht der Zivilisation – steht. Interessierte finden die trennschärfsten Definitionen in Oswald Spenglers „Untergang des Abendlandes“ oder Arthus Moellers „Das Recht der jungen Völker“. Der zivilisatorische Standard beschreibt, trotz vieler Bastardisierungen und Begriffsverschiebungen zumeist technische Errungenschaften, die gleich eines bleiernen Deckmantels den gnadenlosen Verfall der deutschen Kultur kaschieren. Konsum, Medien, Grundversorgung und Sozialstandards verhüllen die kulturellen Abgründe.
Das „Okay“ wird angebetet, während ein schlichtes „Nein“ ins Antiquariat gebracht wurde oder sogar ins Repertoire der deutschen Negatividentität, dem Nationalsozialismus, eingeordnet wird. „Nein, ich will mich als Mann nicht wie eine Frau kleiden. Das ist falsch!“, lässt den Büttel der Mittelsmänner und ihrer Gefolgschaft zucken. Von „du bist voll gemein“ bis zu „du Nazi“ oder gar Gewalt, sind alle Reaktionen vertreten.
Extrem
Die Verachtung des Guten wurde längst hinter uns gelassen. Jetzt verachtet der westliche Mensch das Normale, und wir bewegen uns an der Schwelle, sogar das Schlechte zu verachten – das ganz Schlechte wird vergöttert. „Unter den Blinden ist der Einäugige der König“, sagte der Volksmund. Das stimmt so nicht mehr. Der Blinde wird als Götze verehrt, während man den Einäugigen kritisiert. Er soll sich doch bitte sein verbliebenes Auge herausstechen, damit klar sei, wem seine Loyalität gebührt. Er ist als Einäugiger nicht schlecht genug. Man schmiegt sich den Extremen an.
Dergleichen macht auch bei den Rechten nicht halt. Zuletzt las ich in einem patriotischen Forum einen Kommentar, der allen Ernstes lobte, dass eine betrunkene deutsche Frau während des Oktoberfestes auf die Straße kackte. Der Mann meinte: Hier können sich Frauen „frei“ verhalten, wie sie wollen, dies sei nämlich kein islamisches Land. Was eine händeringende Verdrehung. Um Linke ist es natürlich noch schlimmer bestellt, aber die Normabweichungen der Konsumsozialisten sind hinlänglich bekannt.
Das gute Drittel
Das Gute und Richtige stirbt. Nicht aufgerieben im Dauerkampf gegen das Schlechte. Der Teufel kämpft nicht, er verführt, wie die Christen schon lange wissen. Das Schlechte agiert als Verlockung, die jeden treffen kann, der nicht zu 100 Prozent ein gefestigtes Weltbild besitzt. Und darunter fallen alle Kinder und Jugendliche. Was wir also brauchen, sind erwachsene Männer und Frauen, die klare Kante gegen Normabweichler fahren, sie zumindest nur tolerieren, wenn es nicht anders möglich ist.
Bereits die schlichte Akzeptanz führt zum Untergang. Dergleichen erinnert sehr an die Aufgabe der Kirche, die aber bereits auch dem Schlechten anheimgefallen ist, zumal vom Volk kein Bedarf an „ethischer Reinheit“ besteht. Zumindest von der numerischen Mehrheit. Wenn 30 Prozent eine gerade Linie gegen das Schlechte fahren wollen, ist das der Kirche, als mittlerweile demokratische Institution, vollkommen egal. Selbst der Notanker, die Schrift der Schriften, wird geflissentlich ignoriert, kann man sich nur irgendwie der Mehrheit anbiedern.
Auf der Strecke bleiben jene „guten Menschen“, deren Wertegerüst allmählich auch wackelt. Zugleich kann man nicht von solchen Personen erwarten, es dem „Waldgänger“ gleichzutun und sich bewusst und intellektuell mit derartigen Fragen zu befassen. Das „gute Drittel“, das nun einmal keine Mehrheit mehr ist, wird früher oder später auch wanken und fallen.
Die gute Normabweichung
Die Lösung könnten neue Vorbilder sein, die mittlerweile das Potenzial haben – wie ihre schlechten Vorgänger – von der Norm abzuweichen und aufzufallen: auf anständige Art und Weise. Heutzutage erntet man mehr Aufmerksamkeit, wenn man mit Hosenträgern einkaufen geht anstatt mit Jogginghose, wenn man sonntags in die Kirche geht, anstatt lange zu schlafen, wenn man im Bus ein Buch liest, als auf sein Smartphone zu starren, wenn man Sport macht, während alle vorm Fernseher sitzen.
Irgendwo wird aber ein Mensch im Fenster stehen und auf DICH schauen, wenn du durch den Regen läufst. Dieses Bild wird an manchen nagen. Er versteht es noch nicht, wie man so „dumm“ sein kann, nicht im Warmen zu sitzen. „Aber es muss doch einen Grund geben?“, kniffeln manche, vor allem Kinder und Jugendliche weiter. Ein Stein wurde in viele Schuhe gelegt.
Auch fußt die entgegengebrachte Aufmerksamkeit nicht nur auf der Normabweichung des neuen „Vorbildes“ sondern zu gleichen Teilen auf dem Instinkt der verführten Masse. Sie weiß genau, dass das, was dort passiert, das Rechte ist, wohingegen die Beachtung des Schlechten nur auf jenem Autounfall-Syndrom beruht. Und darin liegt auch die Chance zum Kampf.
Die „Natur“ liegt auf unserer Seite, jetzt müssen die „Guten“ nur schleunigst Mittelsmänner werden. Gewagt könnte man behaupten: Die Zeit arbeitet für uns. Mit dem moralischen Abfall des Durchschnitts, gewinnt das Gute an größerer Kraft. Der Grad der Abweichung steigt, in gleichem Maße seine Attraktivität.
4 Kommentare zu “Schlechte Helden: Wir tolerieren uns zu Tode”