Eine von Konrad Adenauers Lebensweisheiten war es, nichts Übermenschliches von sich selbst und anderen zu erwarten. Einmal beklagte sich ein Parteifreund heftig über die Unvernunft so vieler Menschen gegenüber seiner Integrationspolitik. Er blieb gelassen: „Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind, andere gibt es nicht.“
Konterkariert wird Adenauers ideologieresistentes Zitat von folgender dystopisch anmutender Frage: Ist es Friedrich Nietzsches Übermensch oder Aldous Huxleys Schöne neue Welt, wenn sein Bruder, der Philosoph Julian Huxley, 1957 in seinem Buch Neuer Wein in neuen Schläuchen den Begriff Transhumanismus definiert?
„Die menschliche Spezies kann, wenn sie es möchte, über sich selbst hinauswachsen – nicht nur sporadisch, ein Einzelner mal so, ein anderer mal so, sondern als Ganzes, als Menschheit. Wir brauchen einen Namen für diesen neuen Glauben. Vielleicht passt Transhumanismus ganz gut: Ein Mensch, der Mensch bleibt, aber seine menschliche Natur überwindet.“
Transhumane Zukunft?
Viele sehen in Covid-19 einen Beschleuniger in eine transhumane Zukunft. So böten sich im Namen der Corona-Volksgesundheit angeordnete Ausgehbeschränkungen, Kontaktverbote, Besuchsverbote, Ausgangssperren, geschlossene Kitas, Schulen, Cafes und Restaurants als Katalysatoren für die Menschen an, ihre menschliche Natur als auch auf körperlichen Austausch angelegte soziale Wesen zu überwinden, um sich neue transhumane Horizonte in der körperlosen Welt der Tech-Giganten Facebook, Amazon, Microsoft, Google und Apple zu erschließen.
Das funktioniert aber nicht, da „ein adäquater Körperkontakt Voraussetzung für ein gesundes und befriedigendes Leben und den Zusammenhalt in der sozialen Gemeinschaft ist“, wie die Psychiaterin Iris Hauth treffend herausstellt. Das Problem ist: Der körperlichen Distanzierung folgt in aller Regel die soziale Distanzierung. Statt eines neuen über sich selbst hinauswachsenden Menschen werden wir also eher zurückgeworfen auf uns selbst in die Kaste der Kontaktlosen.
Kontaktlosigkeit ist unerträglich!
„Ich halte es nicht mehr mit mir aus“, sagen die Bindungs- und Beziehungslosen und rufen bei der Evangelischen Telefonseelsorge der Diakonie in Frankfurt an, wo es seit Isolation, Quarantäne und Lockdown unaufhörlich klingelt. In den vergangenen drei Monaten waren es im Durchschnitt 1.000 Anrufe pro Monat. Einsamkeit ist das häufigste Gesprächsthema. Für manche war ein Schwätzchen im Lebensmittelgeschäft der einzige soziale Kontakt. Doch dieser fehlt nun.
Es sind Depressionsgeplagte, die vermehrt zum Telefonhörer greifen. Schließlich sind Menschen mit Depression deutlich stärker von den Folgen der Corona-Maßnahmen betroffen als die Allgemeinbevölkerung. Laut einer aktuellen Studie der Stiftung Deutsche Depressionshilfe zum Beispiel blieben im Lockdown im Frühjahr 2020 depressiv Erkrankte deutlich häufiger tagsüber im Bett als die Allgemeinbevölkerung (48 % versus 21 %). „Menschen in einer Depression sind hoffnungslos und erschöpft. Eine fehlende Tagesstruktur erhöht das Risiko, dass sich Betroffene grübelnd ins Bett zurückziehen. Lange Bettzeiten können die Depression jedoch weiter verstärken. Ein Teufelskreis beginnt“, erläutert ihr Vorstandsvorsitzender und Inhaber der Senckenberg-Professur an der Goethe-Universität Frankfurt, Prof. Ulrich Hegerl.
Der politisch erzwungene, massive Entzug sozialer Interaktionen bringt also – unter negativen psychischen und körperlichen Begleitfolgen – bis zu jeden fünften Deutschen tagsüber ins Bett. Es ist nicht ein Erreger, der sie befällt, in dessen Folge sie sich zurückziehen und die Lust an Geselligkeit, Späßen und Appetit verlieren lässt. Es ist die Politik, die sie – eigentlich gesunde Menschen ohne Symptome – ein typisches Krankheitsverhalten während eines immunologischen Prozesses annehmen lässt.
Und Menschen, die sich bereitwillig von der Politik auf krank trimmen lassen, sind wohl kaum mündige Bürger, die ein Leben in Freiheit und Würde verdient haben, sondern eher wie Kinder im Waisenhaus, die im Gitterbett gehalten werden. Von Politikern, die epidemisch zu die Lockdown-Schraube immer mehr anziehenden Psychopathen mutieren.
Gesund, bis wir krank werden …
„Erinnert ihr euch noch daran, wie es früher war?“, fragt die freie Journalistin Milena Preradovic ihre Zuhörer auf Youtube und gibt selbst die Antwort: „Da waren wir solange gesund, bis wir krank wurden. Danach waren wir wieder gesund.“ Und wie aus einem schlechten Science-Fiction-Film: „Heute ist es anders: Heute entscheiden nicht mehr wir, ob wir gesund sind. Heute entscheiden Politiker und Virologen.“
Ciceros „Cui bono?“, heißt die Frage nach den Nutznießern bestimmter Ereignisse oder Handlungen, beispielsweise von Verbrechen oder politischen Entscheidungen. Wem nützt es außer den Impfstoffproduzenten, dass im großen Stil – der einem durchschnittlichen Mediennutzer das Gefühl gibt, in einer belagerten Stadt eingeschlossen zu sein – eine Corona-Pandemie beschworen wird, die es nur in dem von Politikern und ihren Zuarbeitern aus Medien und Medizin geschaffenen Corona-Wahngebilde gibt?
Als ob kritisches Hinterfragen kein längst erreichter kultureller Standard wäre, tragen die davon ungerührten Deutschen blind, aber diszipliniert ihre anempfohlenen Masken – die Drogeriekette Rossmann hat den Preis für FFP2 Masken kurzerhand verdoppelt –, da Deutschsein wohl heißt, eine Sache um ihrer selbst willen zu tun. Dass der Kaiser nackt ist, wagt in einer Zeit ausgeprägter Wissenschaftsfrömmigkeit niemand auszusprechen. Niemand geht den Weg zu Gott. Niemand findet die Wahrheit. Kein Licht scheint in die Finsternis. Alle Leben in der Pseudorealität.
Corona und Goethe
Wie leicht man indes auch gebildete Menschen rumkriegt, zeigt die Szene Auerbachs Keller im ersten Teil von Goethes Faust, wo Mephisto zu Doktor Faust sagt: „Den Teufel spürt das Völkchen nie, selbst wenn er es am Kragen hätte.“ Sodann demonstriert er seine teuflische Macht an den dort feiernden Verbindungsstudenten, die sich für die geistige Elite halten. Binnen weniger Minuten bringt er sie durch vorgegaukelte Trugbilder dazu, dass sie vollständig den Bezug zur Realität verlieren und sich gegenseitig die Nasen abschneiden wollen. Im Glauben, es handelte sich um reife Weintrauben.
Als Fazit bleibt: Wenn sich heute der Joker und Mephisto in der Bergerstraße in Frankfurt auf einen Kaffee treffen und sich darüber erzählen würden, dass die Deutschen – die das böse Spiel, das man mit ihnen treibt, nicht durchschauen wollen – zusehend mit ihren Masken verwachsen und der elitäre Bayern München Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge zum Bundesliga-Rückrundenstart auf Schalke eine sonderbare Taucherbrillenmaske trägt, dann hätten sie wahrhaftig viel zu lachen und zu feixen.
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